Edward Hopper: Summer Evening           

Sommernachtsball

 

Durch die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster schienen, wurde Hailey langsam wach. Kurz darauf sprang sie auf und tanzte freudestrahlend durch ihr Zimmer. Leider übersah sie dabei ihren Kater Max und trat ihm ausversehen auf den Schwanz. Max fauchte entrüstet und flüchtete auf das Fensterbrett. Hailey lachte und lief ebenfalls ans Fenster. Sie nahm Max auf den Arm und öffnete das Fenster. Sie drückte ihre Nase in sein Fell und meinte: „Tut mir Leid, Max, aber ich freue mich schon so lange auf diesen Tag und heute ist es endlich so weit! Heute ist der Sommernachtsball an unserer Schule und es wird bestimmt ganz toll mit Luke. Ich bin so froh, dass wir zusammen dort hingehen.“

Max schien sich nicht wirklich für Haileys Leben zu interessieren, denn er befreite sich aus ihren Armen und sprang mit einem Satz auf den Baum vor Haileys Zimmer. Gleichzeitig stürmte aus dem Nachbarhaus ein Hund, der sofort anfing Max anzubellen. Dahinter kam ein Junge ins Freie.

„Behalte deinen blöden Kater bei dir! Mein Hund wird wegen ihm noch ganz verrückt!“, schrie er.

Doch Hailey war das egal. Heute war der Ball. Heute konnte ihr niemand die gute Laune kaputt machen. Nicht einmal der schreiende Henry. Sie wandte sich ab und lief hinunter in die Küche. Ihre Mutter stand am Herd und backte Pfannkuchen.

„Freust du dich schon auf heute Abend, Schatz?“, wollte sie lächelnd wissen.

„Und wie“, antwortete Hailey und setzte sich an den Tisch.

Vor der Schule traf Hailey sich mit Jasmin, ihrer besten Freundin. Jasmin fiel ihr um den Hals und kreischte immer wieder: „Heute ist der Ball!“

Hailey lachte. „Stimmt, heute ist der Ball! Ich freue mich schon richtig darauf!“

„Das merkt man! Du kommst aus dem Grinsen ja gar nicht mehr heraus!“, sagte Jasmin.

Es stimmte. Hailey hatte seit dem Aufstehen ein Lächeln auf den Lippen.

„Ich wette, das liegt an deiner Verabredung“, flüsterte Jasmin Hailey verschwörerisch ins Ohr.

Hailey schuckte Jasmine von sich weg. Widersprechen konnte sie ihr jedoch nicht. Mit Luke traf Hailey sich schon länger, aber der Ball heute war ihre erste richtige Verabredung mit ihm.

Nach der Schule stürmte Hailey sofort nach Hause. Heute konnte es ihr einfach nicht schnell genug gehen. Aber bis zum Ball heute Abend dauerte es leider noch eine Weile. Und davor würde noch Jasmin vorbeikommen, damit sie sich zusammen fertigmachen konnten.

Irgendwann hielt Hailey es nicht mehr aus. Sie hatte das Gefühl, dass sich die Zeiger ihrer Uhr nur schleichend vorwärts bewegen würden. Sie konnte sich einfach auf nichts konzentrieren. Nicht auf die Serie, die gerade im Fernsehen lief, und auch nicht auf ihr Buch. Doch endlich war es dann so weit und Jasmin klingelte an der Tür. Sie war beladen mit mehreren Taschen, voll Klamotten in verschiedenen Farben und Größen.

„Du siehst aus, als wärst du bereit eine Schönheits- OP durchzuführen“, bemerkte Hailey.

„Sehr lustig“, antwortete Jasmin leicht eingeschnappt.

„Hilf mir lieber mal!“

Gemeinsam trugen sie alles hoch in Haileys Zimmer, in dem sie sich zusammen für den Ball fertig machen wollten.

Eine halbe Stunde vor Ballbeginn war bis auf Haileys Frisur alles fertig. Jasmin versuchte sich an einer komplizierten Hochsteckfrisur, war aber ziemlich genervt, da Hailey keine Sekunde still halten konnte.

„Tut mir leid, Jasmin, aber ich bin eben aufgeregt“, sagte sie als Jasmin schon wieder zu einem Fluch ansetzte.

„Trotzdem kannst du ja wohl mal eine Sekunde stillhalten, oder? Sonst wird es nämlich nichts und zu spät würden wir dann auch noch kommen!“

Das wirkte. Bis auf weiteres bewegte Hailey sich nicht mehr.

„Na also. Warum nicht gleich so?“, murmelte Jasmin, als sie fertig war.

Kurz darauf gingen die beiden hinunter, um zum Ball zu fahren. Bevor sie loskamen, machte Haileys Mutter aber noch Tausende von Bildern. An der Schule angekommen, trennten Jasmin und Hailey sich. Jasmin ging mit ihrer Begleitung schon hinein und Hailey machte sich auf den Weg zu Luke, der mit seinem besten Freund etwas Abseits stand. Hailey kam immer näher, doch die beiden hatten sie noch nicht bemerkt.

Als Hailey gerade „Hallo“ rufen wollte, fragte Lukes Freund: „Was ist jetzt eigentlich mit dir und Hailey?“

„Nichts, was soll da sein? Du weißt ganz genau, dass ich nur mit ihr zum Ball gehe, weil Jasmin schon jemanden hatte“, antwortete Luke.

In dem Moment drehten sich beide in Haileys Richtung.

„Schön, dass ich endlich die Wahrheit kenne,“ fauchte Hailey wütend. „Wie konnte ich nur auf dich herinfallen? Du bist so ein Arschloch!“

Luke versuchte sie zu beruhigen. „So war das doch gar nicht gemeint. Ich...“

„Ich denke, ich weiß sehr genau, wie das gemeint war“, fuhr Hailey ihn an, drehte sich um und rannte weg.

Tränen rannen ihr über das Gesicht und sie fühlte sich so unglaublich dumm. Halb hoffte sie, dass Luke ihr hinterher laufen würde und alles nur ein Missverständnis war, aber tief in ihrem Inneren kannte sie die Wahrheit. Den ganzen Weg nach Hause konnte Hailey sich nicht beruhigen. Schließlich stand sie auf der Veranda vor ihrem Haus. Doch sie wollte nicht hineingehen, um mit ihrer Mutter reden zu müssen, sie wollte einfach nur allein sein. Deshalb blieb sie gegen das Geländer gelehnt stehen, um in Ruhe über alles nachdenken zu können. Doch sie war nicht lange alleine. Der Hund von Henry kam und schnupperte an ihren Beinen. Kurz darauf tauchte auch Henry auf. Er wollte seinen Hund gerade wieder mitnehmen, als er bemerkte, dass Hailey weinte. Da gab er ihr den Hund ohne etwas zu sagen auf den Arm. Denn manchmal ist es besser nichts zu sagen.

Vanessa Kroner, 10. Klasse